Abbau der Risikoquoten bei europäischen Aktien und Renten im High Yield- und Hybrid-Bereich
Defensive Ausrichtung des Aktienportfolios durch Reduzierung von Unternehmen mit hohem Öl-, Gas- oder Russland-Bezug
US-Dollar-Anleihen, Schweizer Franken und Gold zeigen asymmetrisches Kursverhalten
Mit der Eskalation der Ukraine-Krise durch Russland steigt die Unsicherheit an den Börsen: Aktienindizes fallen und die Volatilität nimmt zu. Wie sollten sich Anleger in einem solchen Krisenumfeld aufstellen? Dr. Wolfgang Sawazki, Vorstand und Investmentspezialist bei SALytic Invest, rät zu einer asymmetrischen Allokation: „Wir fahren das Risiko für unsere Kunden herunter und investieren einen Teil des Geldes in asymmetrisch handelnde Assetklassen, die in Risikophasen steigen.“
Zur Verminderung der Risikopositionen gehört eine Verringerung der Aktienquote, besonders der europäischen Titel mit hohem Russland-Bezug in den operativen Aktivitäten wie etwa Banken oder Energieausrüster, sowie von Unternehmen, die stark unter den explodierenden Öl- und Gaspreisen leiden. „Innerhalb des verbleibenden Aktienportfolios setzen wir auf defensive Titel wie Versorger, Versicherungen oder Pharmawerte, die robuster gegenüber konjunkturellen Schwankungen sind“, konkretisiert der Fachmann. Zudem sind im aktuellen Umfeld US-Gasproduzenten oder Börsenbetreiber, die von steigender Volatilität profitieren, interessant. Daneben ist in Europa von einem starken Anstieg der Rüstungsbudgets auszugehen. Im Bondbereich reduziert SALytic Invest High Yield- und Hybrid-Anleihen zugunsten von Staatsanleihen, hier vor allem US-Treasuries. „Außerdem mischen wir neben dem US-Dollar auch Schweizer Franken und Gold bei“, erklärt Dr. Sawazki. „Alle drei wären ohne die Krisensituation sicherlich derzeit kein Kauf, besitzen jedoch als Krisenwährungen einen Versicherungscharakter.“
Massiv veränderte Rahmenbedingungen durch Rekordinflation, Ukraine-Konflikt und Omikron
SALytic Invest erwartet im weiteren Jahresverlauf eine anhaltend hohe Volatilität an den Kapitalmärkten: „Wir sehen sich massiv verändernde Rahmenbedingungen“, betont Vorstand Dr. Wolfgang Sawazki von SALytic Invest. Er und sein Team machen drei Faktoren aus, warum die Zinswende früher kommen und die wirtschaftliche Entwicklung regional unterschiedlich ausfallen wird: Omikron, die Inflation und die Ukraine-Krise.
Auslaufen der Omikron-Welle wird die Lieferketten sukzessive entlasten Omikron hat sich als Game Changer der Corona-Pandemie erwiesen, berichtet Matthias Jörss, Chefvolkswirt von SALytic Invest: „Diese Virus-Variante ist hoch ansteckend, zeigt aber weniger schwere Krankheitsverläufe und belastet das Gesundheitssystem in erheblich geringerem Ausmaß. Im Frühjahr ist daher eine weitgehende Öffnung zu erwarten. Positiv sehen wir auch, dass inzwischen ausreichend Impfstoff für die Emerging Markets bereitsteht.“ Aktuell belaste die starke Verbreitung mit Quarantänen und Ausfallzeiten die Lieferketten noch. Diese sollten sich jedoch ab dem Frühjahr deutlich erholen. Damit entfalle auch ein wichtiger Treiber der Inflation.
Damoklesschwert Ukraine Ein weiterer Treiber für die Preissteigerungen ist die Ukraine-Krise, die zusätzlich zur aktuell guten Konjunkturentwicklung die Öl- und Gaspreise nach oben schraubt. Sie stellt eine schwer einzuschätzende Bedrohung dar. „Eine Invasion würde zu einer deutlichen Marktkorrektur in Europa führen“, erwartet Kapitalmarktstratege Sawazki. Bereits jetzt belaste der Konflikt den Energiemarkt, befeuere die Inflation und erhöhe die Risikoprämien. Im Falle einer weiteren Eskalation könnte der Ölpreis auf bis zu 150 US-Dollar steigen. „Auf der anderen Seite ist hier aktuell viel spekulatives Geld im Spiel. Wenn sich die Situation wieder entspannt, erwarten wir auch wieder schnell fallende Preise“, so Sawazki.
Inflation durch strukturelle Treiber Neben diesen Sonderfaktoren gibt es weitere, längerfristig wirkende Katalysatoren: „Derzeit trifft ein starker Konjunkturboom auf einen angespannten Arbeitsmarkt, höhere Löhne und steigende Mieten. Das sind dauerhafte Themen, zu denen die stark gestiegenen Energie- und Frachtkosten noch dazu kommen. Viele Verteuerungen sind noch nicht einmal bei den Endprodukten angekommen“, berichtet Finanzexperte Jörss. Dazu kommen drei große strukturelle Inflationstreiber: der Demographie-bedingte Arbeitskräftemangel, der Klimawandel und die Deglobalisierung.
USA: Zinsschritte am März In der Folge wächst der Druck auf die Notenbanken: „Die US-amerikanische Fed steht noch viel stärker unter Zugzwang als die EZB“, lautet die Einschätzung des Volkswirts. Dort sei die Lohn-Preis-Spirale bereits erheblich weitergelaufen als in Europa. „Daher erwarten wir ab März fünf bis sechs Zinsschritte und eine Zinserhöhung im laufenden Jahr auf insgesamt 1,5 bis 1,75 Prozent.“ Durch die hohe Inflation in Kombination mit einer restriktiveren Geldpolitik und geringeren fiskalischen Impulsen sei zu erwarten, dass sich das Wachstum in den USA im Jahresverlauf abschwächt.
In Europa erwartet Jörss zunächst ein Auslaufen der EZB-Aufkaufprogramme im Sommer, bevor im vierten Quartal auch hier die Zinsen steigen werden. Seine Prognose für die USA zum Jahresende lautet 2,2 bis 2,4 Prozent, für zehnjährige Bundesanleihen 0,4 bis 0,5 Prozent. Gleichzeitig erhöhen sich auch die Aufschläge für Risikopapiere.
Europäische Aktien: moderat positiver Ausblick Für die Aktienmärkte hat das ebenso Folgen, erläutert Sawazki: „Wenn die Notenbanken die Liquidität langsam wieder absaugen, führt das zu einem Abschmelzen der aktuell hohen Bewertungskennzahlen. Dem steht die gute Konjunktur gegenüber, die zu weiteren Gewinnsteigerungen bei vielen Unternehmen führt. In Summe verlangsamen sich diese aber im zweiten Halbjahr.“ Schrumpfende Bewertungen bei steigenden Gewinnen ergäben ein moderat positives Gesamtbild. Seine favorisierten Sektoren sind Banken, Versicherungen, Rohstoffe, Dienstleistungen und ausgewählte Technologiewerte. Die meisten Wachstumsaktien werden dagegen starke Bewertungskontraktionen erleiden.
China: expansive Geldpolitik nach Olympia Den chinesischen Markt halte SALytic Invest im Jahresverlauf unter genauer Beobachtung: „Belastungen aus dem Immobiliensektor sowie latente Covid-Risiken werden nach der Olympiade sukzessive durch eine expansive Geld- und Fiskalpolitik kompensiert“, erwartet Jörss. Eine mögliche Erholung des Marktes werde dadurch begünstigt.
Dieser Beitrag wurde in Teilen zitiert etwa in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (28. Januar 2022) sowie in der „Welt am Sonntag“ (06. Februar 2022)
Ölpreis könnte durch Ukraine-Konflikt auf 150 USD steigen
SALytic Invest erwartet bei einer Eskalation des Ukraine-Konflikts gravierende Auswirkungen auf die Finanz- und Rohstoffmärkte: „Wenn es zu einer Eskalation kommt, liegen die beiden größten Risiken im Energiesektor und dem Swift-Zahlungsverkehr. Unser Worst-Case-Szenario: Im Falle einer Eskalation, in der Russland Energielieferungen aussetzt, erwarten wir einen Ölpreis von bis zu 150 US-Dollar pro Barrel“, sagt Dr. Wolfgang Sawazki, Vorstand von SALytic Invest.
Für zwangsläufig gegeben hält er dieses Szenario allerdings nicht. Hintergrund: Die politischen Risiken für den US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden wären sehr groß. Konkret erläutert er seine These so: „Ein derart stark steigender Ölpreis hätte gravierende Auswirkungen auf die US-amerikanische Inflationsrate. Daher hätten die Bürger dort starke Einbußen in der Kaufkraft, was die Beliebtheit von Präsident Biden sicherlich nicht fördert.“
Dies hätte vermutlich Konsequenzen, so der Finanzstratege weiter: „Seine Prognosen für die Mid-Term-Election Anfang November dieses Jahres sehen aktuell ohnehin nicht sehr gut aus. Bei einer solch hohen Inflation werden die Demokraten die Wahl recht sicher verlieren.“ Aus dieser Überlegung heraus werde der Präsident eine weitere und vor allem langfristige Eskalation nicht zulassen. Eine Wiederwahl Donald Trumps wäre sonst in den nächsten Präsidentschaftswahlen wahrscheinlich. Sollte Trump wieder ins Weiße Haus einziehen, sei wiederum eine eher lockere US-Geldpolitik zu erwarten.
Portfolio-Umschichtungen träfen Einzeltitel und ganze Branchen
Obwohl eine Eskalation in der Ukraine nicht das Basisszenario sei, rät Sawazki zu einer gewissen Vorsicht in der Anlagepolitik, um das Portfolio zu schützen. Einzelne Werte mit einer hohen Bindung Richtung Russland und Ukraine könnten reduziert bzw. verkauft werden, etwa aus den Branchen Handel / Konsum, Industrie, Chemie sowie Banken. Ebenso sei der Ausbau der Gold- und der Öl-Positionen denkbar.
https://www.salytic-invest.de/wp-content/uploads/2021/01/SALytic_Invest_Logo_RGB_Blau_Schutzraum_1000x1000.png10001000Frank Kemperhttps://www.salytic-invest.de/wp-content/uploads/2024/03/240307-SALytic-Logo-Web-L.pngFrank Kemper2022-02-01 15:33:002024-03-04 14:08:10Dr. Wolfgang Sawazki im Elitebrief