Matthias Jörss

EZB-Zinsentscheid: Wenig überraschend und definitiv notwendig

Kommentar von Chefvolkswirt Matthias Jörss zum Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB):

„Die heutige Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen um 75 Basispunkte anzuheben, war gut vorbereitet und damit für die Märkte wenig überraschend. Die EZB hatte auch kaum eine andere Wahl. Wichtig ist, dass die Notenbank auch weitere kräftige Zinsanhebungen für die kommenden Monate signalisiert. Wir rechnen mit einem Einlagensatz von 1,75 Prozent zum Jahresende. Dies wird zwar keinen schnell senkenden Effekt auf die Inflation haben, zeigt jedoch – wenn auch viel zu spät – dass man Zweitrundeneffekte bekämpfen will, obwohl sich eine Rezession im Euroraum klar abzeichnet. Wir sind geneigt zu sagen „Wer zu spät kommt den bestraft das Leben“, denn je später eine Notenbank gegen Inflationsrisiken vorgeht, desto tiefer wird die Rezession. In diesem Fall hatte die EZB sicher auch zusätzliches Pech, da der Ukraine-Krieg zu dramatisch steigenden Rohstoffpreisen geführt hat, was die Inflation noch einmal zusätzlich befeuerte. Jedoch war das viel zu lange Festhalten am Commitment, die Zinsen so lange niedrig zu halten wie es die Inflationsprognose für die kommenden Jahre erlaubt, ein schwerer Fehler. Die Prognosefehler dürften u.E. auch dazu geführt haben, dass diejenigen, die diese Politik propagierten, innerhalb der EZB an Bedeutung verloren haben. Damit müssen die Kapitalmärkte jedoch auch mit nochmals deutlich höheren Zinsen und einer größeren Unsicherheit leben, was sich negativ auf die Attraktivität von Aktien und Renten auswirkt.“

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