„Aus dem perfekten Stagflationssturm droht ein Orkan zu werden“

SALytic Invest nimmt in Cash-Online zu der Frage Stellung, ob die aktuelle Dramatik der Situation von der Politik unterschätzt bzw. heruntergespielt wird? (Cash-Online Artikel 15.07.2022) 

Dr. Wolfgang Sawazki, Vorstand von SALytic Invest, blickt mit Sorgen auf die Konjunktur, gesellschaftspolitische Verwerfungen und den Kapitalerhalt von Anlegern. Seine These: Durch die aktuelle Kumulation dreier Zeitenwenden hat eine dramatische Abwärtsspirale begonnen – es sei denn, die Politik steuert gegen. Seine Argumentation:

 „Wir sehen aktuell die Konjunktur und die Kapitalmärkte in West-/Osteuropa vor einem GAU, auf den verschiedene Einflüsse gleichzeitig einwirken: Zinswende, Krieg, Energieembargos, gestörte Lieferketten und China als stotternder Motor der Weltwirtschaft hinterlassen mehr als nur eine „schwierige Zeit“. Schlimmstenfalls sehen wir eine nachhaltige enorme Schwächung des Industriestandorts Deutschlands mit einer Deindustrialisierung. Während die Politik noch von einem schweren Winter spricht, wäre es wohl ehrlicher, eine Dekade mit nachhaltigen Abwärtsrisiken zu erwarten. Diese Krisen haben strukturelle Effekte, die enorm unterschätzt werden, denn eine Rohstoff-/Energiekrise und ein Eiserner Vorhang zu Russland wirken sich nicht nur kurzfristig aus, sondern verändern nachhaltig das „Geschäftsmodell Deutschland“. Sinkende Konsum- und Geschäftsklimazahlen sind nur Verboten einer substanziellen Abwärtsspirale. 

Im Ukrainekrieg drohen wesentliche Elemente der bisherigen europäischen Sanktionspolitik wie die Embargos für Rohstoffe und Energie anders als der Ausschluss aus dem Swift-Abkommens und dem Exportverbot von High Tech-Komponenten fulminant zu scheitern. Während Russland die niedrigeren Öl- und Gasausfuhren mit höheren Preisen kompensieren und die Handelsströme etwa für Kohle und Öl/Benzin leicht ändern kann, sind die Konsequenzen für Europa und auch Afrika erheblich. Daher bedarf es einer mit den USA und der Ukraine abgestimmten europäischen Lösung, die Europa weniger schadet. Sonst wird sich die Abwärtsspirale immer schneller drehen und nicht nur einen „kalten Winter“, sondern auch erhebliche Produktions- sowie Beschäftigungseinbußen zur Folge haben. Damit erleidet Deutschland und weite Teile Osteuropas hohe Wohlstandsverluste und die europäischen Asset-Preise (Immobilien, Aktien, Euro, Anleihen…) fallen weiter. Letztlich geht damit auch der finanzielle Handlungsspielraum zum Wiederaufbau der Ukraine verloren.

Anders als in allen anderen vorherigen Krisen, werden diesmal die Notenbanken nicht zur Hilfe eilen können, da sie in restriktiver Form die hohe – durch den Ukraine-Krieg angeheizte – Inflation bekämpfen müssen. Auch wird der Staat nicht mehr – wie in der COVID-Krise – alle Unternehmen retten können, da die Verschuldung enorm angestiegen ist. 

Eine Erholung der Konjunktur ist nur möglich, wenn China als Lokomotive der Weltwirtschaft deutlich Fahrt aufnimmt und die Rohstoff-/ Energiepreise u.a. im Zuge eines Waffenstillstands in der Ukraine deutlich sinken. Dann fällt die Inflation, was es den Notenbanken ermöglicht, ihren Straffungskurs zu moderieren. Umgekehrt würde eine Verschärfung des Ukraine-Krieges mit weiteren Umdrehungen an der Sanktionsschraube oder eine komplette Einstellung der russischen Gaslieferungen einen zusätzlichen Konjunkturschock verursachen. Dann wird aus dem Sturm ein fataler Orkan.“

Lesen Sie den Beitrag in Cash.Online hier. 

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Halbjahresbericht und Perspektiven 2022

„A Perfect Stagflation Storm“ im 1. Halbjahr

Unsicherer Ausblick, jedoch Chance auf Soft Landing und Erholung Risikoassets  

Nach einem erfreulichen Jahresstart brach mit der Ukraine-Invasion ein unerwarteter Hurrikan über die bisherige Osteuropa-Politik, die Konjunktur und die Kapitalmärkte herein. Dies setzte die Notenbanken unter Druck, die stark gestiegene Inflation durch eine substanzielle Verschärfung der Geldpolitik zu bekämpfen. Daneben versetzten der scharfe Covid-Lockdown in China und die mit dem Ukraine-Krieg einhergehende Verunsicherung der Konjunktur einen Schock.

Als Ergebnis kam es zu zweistelligen Kursrückgängen bei nahezu allen Assetklassen wie Aktien, Renten usw., die nicht wie Wehrtechnik oder Öl/Gas als direkte Kriegsgewinner anzusehen sind. In diesem Umfeld haben wir mit spürbarem Risikoabbau die Kursrückgänge in den Portfolios deutlich dämpfen, jedoch nicht gänzlich verhindern können.

Der Ausblick bleibt unsicher: Die Weltkonjunktur wird sich durch die Restriktionspolitik der Notenbanken und die Kaufkraftabsorption der hohen Rohstoff-/Energiekosten deutlich abschwächen. Die Industrien in Deutschland und Osteuropa sind die großen Verlierer des Ukraine-Krieges.

Die US-Notenbank Fed wird u.E. die Geldmarktzinsen bis zum Frühjahr 2023 auf etwa 3,5% und die EZB auf mindestens 1,5% anheben. Gleichzeitig wird Überliquidität absorbiert, die die Höherbewertung der Kapitalmärkte in den letzten Jahren ermöglicht hat. Die Kapitalmarkt-zinsen sollten nach den jüngsten signifikanten Anstiegen in eine Seitwärtsphase übergehen, wobei unsicher ist, wie sich der starke Bilanzabbau der Notenbanken genau auswirken wird.

Der US-Dollar dürfte im Zuge des markanten Zinsanstiegs in Europa und der deutlichen US-Konjunkturabschwächung in Richtung 1,10 abwerten. Auch Gold dürfte bestenfalls seitwärts tendieren.

Bei den Risikoassets (Aktien, High Yield, Hybride…) sind Kurserholungen nur zu erwarten, wenn im Ukraine-Krieg ein Waffenstillstand absehbar erreicht werden kann. Dieser führt nachfolgend auch zu fallenden Rohstoff-, Nahrungsmittel- und Energiepreisen, was die Inflation reduziert und damit Druck von den Notenbanken nimmt, ihren Restriktionskurs weiter zu verschärfen. Gleichzeitig würde ein Soft Landing der Weltkonjunktur möglich, wenn China als zentrale Lokomotive der Weltwirtschaft nicht wieder durch neue Covid-Lockdowns ausgebremst wird.

Den vollständigen Bericht und Perspektiven 2022 finden Sie hier. 

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