Inflation frisst Zinsen noch mehrere Jahre – neue Anlagestrategie gefragt

Anleger werden sich langfristig auf ein massiv verändertes Investitionsumfeld einstellen müssen. Diese Meinung vertritt der Vermögensverwalter SALytic Invest in einem aktuellen Marktkommentar. “Mit Rentenanlagen lassen sich nach dem letztjährigen scharfen Zinsrückgang über Jahre nur noch kleine nominale, aber keine positiven Realrenditen mehr erwirtschaften. Hingegen werden Realassets wie Aktien oder operative Aktivitäten mit steigenden nominalen Zahlungsströmen begünstigt”, sagt Dr. Wolfgang Sawazki, Vorstand der SALytic Invest AG und zuständig für die Unternehmens- und Investmentstrategie. „Aus diesem Grund müssen die strategischen Aktien- und Risikoquoten in den Portfolios angehoben werden.“ Zwar blieben risikoarme Rentenanlagen wie Staatsanleihen oder gut geratete Corporate Bonds als Risikohedge ein Kernbestandteil eines jeden Portfolios. Aufgrund des hohen Goldpreises und der sehr niedrigen Staatsanleihezinsen sei es jedoch nur noch eingeschränkt möglich, Portfolios durch inverse risikoarme Strukturen abzusichern. “Daneben geht die Signalfunktion der Zinsen als Risikoindikator nahezu vollständig verloren. Selbst Italien kann sich mit negativen Raten verschulden.”

Inflation übersteigt die nominalen Zinsen

Ein wichtiger Auslöser für diese Entwicklung sei die Bekämpfung der Schuldenexplosion auf Staatsebene.  “Die Schulden der Industrieländer erreichen im Durchschnitt aktuell ein absolutes Rekordniveau, vergleichbar mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg”, erläutert Matthias Jörss, Chefvolkswirt bei SALytic Invest. Um mit dieser Situation umzugehen, hätten die Regierungen wenig Möglichkeiten: “Da ein harter Schuldenschnitt keine politische Akzeptanz hat, besteht der Weg aus der Schuldenkrise in einem langjährigen Abbau des Ungleichgewichtes durch höheres Wirtschaftswachstum, kurzfristig bereits steigende Sozialabgaben und später auch höhere Steuern für Besserverdienende, sowie einer negativen Realrendite an den Staatsanleihemärkten – das heißt, die Inflation ist höher als die nominalen Zinsen.”

Befeuert werde dies durch eine fundamentale Veränderung der Strategie der wichtigsten westlichen Notenbanken. So habe die US-Notenbank Fed bereits klar verdeutlicht, dass sie in den nächsten Jahren aufgrund der unterausgelasteten Kapazitäten und Arbeitsmärkte sowie der mehrjährig niedrigen Inflation erst viel später als in früheren Zyklen die Zinsen anheben wird. “Ein Überschießen der Inflation über das Zwei-Prozent-Ziel hinaus wird für eine Weile toleriert werden. Die EZB wird dieser Strategie folgen”, erwartet Jörss.

Die expansive Geldpolitik der Fed und der EZB bedeute ferner, dass die Emerging Markets einen gewissen autonomen Spielraum für eine stimulierende eigenständige Politik erhalten, was Kapitalströme anzieht und eine positive Performance befeuere.

Markante Auswirkungen auf Sektoren

Auch sektoral haben die Krisenbewältigungsmaßnahmen nach Meinung von SALytic Invest markante Auswirkungen. „Ein wichtiger Teil der Konjunkturstimuli wird über Jahre in den Green Deal fließen, zum Beispiel in Wind- und Solarenergie, Wasserstoff, Wärmedämmung und Electric Vehicles”, sagt Sawazki. Wichtige Ziele sind dabei die Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen und der Ausbau der Digitalisierung.

Zudem zeige der erlebte vorübergehende Zusammenbruch der Wertschöpfungsketten, dass es für jede Region von zentraler Bedeutung ist, in den Bereichen IT/Halbleiter und Healthcare einen Teil der Produktion lokal zu betreiben. “Damit ist die Globalisierung keinesfalls tot, sie wird durch Aufbau lokaler Produktion nur balancierter gestaltet”, erwartet Sawazki. Verstärkt werde dies nach dem Wahlsieg Bidens durch die Rückkehr des Multilateralismus mit globaler Arbeitsteilung. Daneben würden die Wachstumstrends Home Office, Internethandel, bargeldloses Bezahlen, Digitalisierung, Healthcare, Diagnostik und Erneuerbare Energien massiv beschleunigt.

Auf der negativen Seite gehören nach Sawazkis Meinung eine Reihe von Branchen zu den Verlierern, wie zum Beispiel der Geschäftsreiseverkehr, die Ölindustrie, Büro- und Einzelhandelsimmobilien, Verbrennertechnologie im Automobilbereich und der stationäre Einzelhandel. Zwar werden auch diese Sektoren in 2021 und 2022 einen zyklischen Aufschwung erfahren, der strukturelle Trend bleibt jedoch negativ. Der Bankensektor werde weiter unter den geringen Zinsmargen im andauernden Nullzinsumfeld zu leiden haben.

 

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Ab dem Frühjahr 2021 stärkste Konjunkturbelebung seit der Nachkriegszeit

Steigende Volatilität im zweiten Halbjahr erwartet aufgrund einsetzender Diskussion über Schulden- und Geldpolitik

SALytic Invest rechnet ab dem zweiten Quartal 2021 mit einer der stärksten Konjunkturbelebungen der Nachkriegszeit, was weitere Kurssteigerungen bei Risikoassets impliziert. Ab dem Sommer 2021 dürfte jedoch das Kapitalmarktumfeld im Zuge einer einsetzenden Diskussion über den potentiellen Ausstieg der Notenbanken aus der ultraexpansiven Geldpolitik sowie ansteigender Inflation volatiler werden. Diese Meinung vertreten die Experten des Hauses in der aktuellen Publikation „Jahresbericht und Perspektiven“.

Angeführt von China werde sich diese Erholung im zweiten Halbjahr über alle Regionen synchron erstrecken. „In den USA wird die Konjunkturbelebung aufgrund der besseren Verfügbarkeit von Impfstoffen früher als in Europa beginnen“, erwartet SALytic-Chefvolkswirt Matthias Jörss. Zugleich gehe er davon aus, dass die neue US-Regierung das zuletzt kolportierte, zusätzliche Konjunkturprogramm in Höhe von bis zu 2.000 Milliarden US-Dollar verabschieden werde.

Rekordersparnisse fließen in den Konsum

Das Wachstum in den USA werde im Jahr 2021 deutlich über vier Prozent liegen. Steigen werde jedoch auch die Inflation. Verantwortlich sei hier vor allem der anziehende Konsum. „Die privaten Haushalte haben im Jahr 2020 zusätzliche Ersparnisse von rund sieben Prozent des BIP angehäuft, die bei einer Normalisierung der Situation größtenteils wieder ausgegeben werden sollten.“ Das steigende allgemeine Preisniveau werde auch Auswirkungen auf die Politik der Notenbank haben: „Die Fed wird ab Sommer die Märkte auf eine Verringerung der Wertpapierkäufe im Jahr 2022 vorbereiten, die Zinsen aber 2021 weiter bei Null belassen“, erwartet Jörss.

Auch in Europa seien hohe Ersparnisse der privaten Haushalte und eine zurückgestaute Nachfrage nach Konsum, Reisen und Freizeitaktivitäten wesentliche Treiber des Aufschwungs. Hinzu wirkten sich staatliche lokale und EU-bezogene Ausgabenprogramme aus, die nur verzögert wirksam würden, sowie eine ultraexpansive Geldpolitik. Südeuropa werde sich aufgrund der stark Tourismus-bezogenen Wirtschaftsstruktur am stärksten erholen. Auch in Europa werde die Inflation aufgrund höherer Rohstoffpreise, einer steigenden Mehrwertsteuer und einer erhöhten CO2-Abgabe in Richtung zwei Prozent steigen. „Dies führt unseres Erachtens zu zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Diskussionen, da die EZB beschlossen hat, erst sehr spät auf steigende Inflationszahlen zu reagieren beziehungsweise ein Überschießen zuzulassen“, sagt Jörss. „Zudem dürften die ausufernden Haushaltsdefizite spätestens ab 2022 zunehmend kritisch gesehen werden.“

Aktienmarkt: Zweistellige Zuwachsraten bei Unternehmensgewinnen

Auf den Aktienmärkten sei eine zweigeteilte Entwicklung im Jahresverlauf zu erwarten. „Die sehr dynamische konjunkturelle Aufwärtsbewegung in den Jahren 2021 und 2022 wird zu zweistelligen Zuwachsraten bei den Unternehmensgewinnen führen, was die zuletzt deutlich gestiegenen Aktienbewertungen wieder relativieren sollte“, erwartet Dr. Wolfgang Sawazki, Vorstand der SALytic Invest AG, zuständig für die Unternehmens- und Investmentstrategie. Im ersten Halbjahr hätten die europäischen Börsen sowie die Emerging Markets noch einmal ein Kurspotential von geschätzt rund sechs bis zehn Prozent.

Innerhalb der europäischen Aktien liegt der Fokus von SALytic Invest derzeit auf Branchen mit industriezyklischem und strukturellem Gewinnwachstum. Dazu zählten unter anderem die Sektoren Technologie, Internet und Digitalisierung, Erneuerbare Energien und Versorger, Healthcare/Diagnostik, Elektro, Auto und Chemie, Bau und Versicherungen.

Im weiteren Jahresverlauf werde die Volatilität an den Aktienmärkten steigen. „Zunehmende Spannungen über die Schulden- und Geldpolitik in der EU sowie die Ankündigung einer weniger expansiven Fed-Politik dürften im Jahresverlauf zu einer vorübergehenden Eintrübung der Rahmenbedingungen führen“, so Sawazki. Des Weiteren könnten eine auch unter dem neuen US-Präsidenten Biden fortgeführte harte Gangart der USA gegenüber China sowie Wahlen in Europa potentiell die Märkte belasten.

Bondmarkt: Hybridanleihen mit interessantem Potenzial

Auf der Zinsseite sei durch die noch auf mehrere Jahre ausgerichtete Fortführung der expansiven Geldpolitik in allen wichtigen Wirtschaftsregionen ein ultratiefes beziehungsweise negatives Realzinsniveau wahrscheinlich, prognotiziert SALytic Invest. Es sei aber eine Versteilerung der Kurve in den USA und in geringerem Umfang auch in Europa zu erwarten. „Insbesondere durch die Stimmenmehrheit der Demokraten im Senat kann der neue Präsident Biden viel leichter seine Ausgabenprogramme zur Ankurbelung der durch die Pandemie geschädigten Wirtschaft umsetzen“, sagt Volkswirt Jörss. Die starke Nachfrage der EZB werde das Angebot an festverzinslichen Anlagen für Investoren auch 2021 deutlich verknappen und somit negativ beeinflussen. Das bereits tiefe Niveau der Risikoprämien sollte aber einer weiteren Einengung entgegenstehen; dies wirke sich stärker bei Staaten der Peripherie wie Italien, Spanien und Portugal aus als bei Unternehmensanleihen.

SALytic Invest sieht somit vor allem im Bereich der Hybridanleihen das größte Potential. Bezogen auf die Sektoren erachten die Experten zyklische Branchen als besonders aussichtsreich, hier sei das Senior Segment zu präferieren. „Innerhalb der Telekommunikationsunternehmen, Versorger und Gesundheitstitel, die wir zwar als stabil, aber auch bereits als teuer ansehen, halten wir Ausschau nach attraktiven hybriden Papieren bei Neuemissionen“, sagt Jörss. Da die Verschuldung der Unternehmen mittlerweile auf einem Rekordhoch ist, werde SALytic Invest seinen Fokus akribisch auf die Cashflow-Entwicklung richten. „Einmal mehr ist eine hochwertige Kreditanalyse unabdingbar“, sagt der Stratege.

Die Kreditprämien sieht SALytic Invest zum Jahresende auf einem leicht tieferen Niveau. Innerhalb der Emerging Markets bevorzugen die Experten auf der Rentenseite Anleihen aus Osteuropa und sind eher vorsichtig bei Emittenten aus Brasilien und Mexiko.

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