Wie Trumps Politik die Inflation befeuern wird
Kommentar unseres Vorstandsvorsitzenden Matthias Jörss zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen
Die Ausgangslage vor der Wahl war, dass eine weiche Landung der US-Konjunktur gelungen ist und die Fed die Zinsen nun senken kann. Dies ist positiv für Aktien und Renten, aber auch schon eingepreist. Das galt auch für die Wahl Donald Trumps als neuer US-Präsident.
Dies ist nun Gewissheit und es zeichnet sich ab, dass Trump wahrscheinlich eine Mehrheit in beiden Häusern haben wird. Damit dürften bald weitere Steuersenkungen folgen, die die Unternehmensgewinne in den USA um rund 4% steigern könnten. Zudem dürfte die Deregulierung im Sinne der amerikanischen Unternehmen sein. Dem steht gegenüber, dass Trump stärker auf Zölle setzen wird. Dies wird das Wachstum der Wirtschaft ceteris paribus um rund 0,5 – 1% belasten und die Inflation um rund 1% steigern. Die Unternehmen werden durch die höheren Zölle höhere Kosten haben, die sie nicht vollständig weitergeben können. Wir rechnen damit, dass die höheren Zölle alleine einen negativen Effekt auf die Unternehmensgewinne von rund 2,5% haben werden. Hinzu kommt, dass die betroffenen Staaten sich gegen die höheren US-Zölle ihrerseits wehren werden, was für das Wirtschaftswachstum ebenfalls nicht förderlich ist.
Die Fed wird die Zinsen unseres Erachtens nur noch bis März und um insgesamt 75 Basispunkte senken. Danach wird sie wahrscheinlich zunächst einmal abwarten, wie sich die Konjunktur und die Inflation weiter entwickeln. Aufgrund der massiv steigenden Haushaltsdefizite dürften die zehnjährigen Zinsen noch um circa 30 Basispunkte steigen. Der US-Dollar sollte sich in Richtung Parität zum Euro bewegen. Mit dem Ausblick auf höhere Zölle sollten US-Titel gegenüber Aktien aus Europa, Asien und Mexiko im Vorteil sein.
Insgesamt dürfte die politische Unsicherheit mit der Wahl Trumps deutlich steigen. Dies gilt sowohl für das Thema Zölle als auch für die Zukunft der NATO, die Entwicklung in der Ukraine oder den Konflikt zwischen China und Taiwan. Dies ist für Kapitalmärkte nicht zentral, solange sich keiner dieser Konflikte weiter zuspitzt. Aber auch diese Risiken müssen eingepreist werden. Dies betrifft die Kapitalmärkte in Europa, Asien und den Emerging Markets mehr als die USA.
Für die europäische Konjunktur erwarten wir im nächsten Jahr eine leichte Belebung. Diese könnte jedoch aufgrund der nun größeren Unsicherheit geringer ausfallen. Damit sollte der Gewinnanstieg der Unternehmen leicht unter den bisherigen Erwartungen bleiben. Die EZB wird zwar weiter die Leitzinsen senken, die zehnjährigen Zinsen werden jedoch auch in Europa leicht steigen. Die Aktienmärkte in Europa dürften über die exportorientierten Titel sowie über stark zinsabhängige Werte zunächst etwas verlieren und auf Sicht des nächsten Jahres wieder einmal schlechter abschneiden als US-Aktien. Auch Werte, die von dem Boom der Erneuerbaren Energien in den USA stark profitiert haben, dürften belastet sein.
Langfristig dürfte die Politik von Trump die Inflation stark befeuern. Investoren dürfte dies langfristig zu einer Reallokation von Qualitätsaktien zu Inflationsgewinnern animieren. Auch diese liefern dann plötzlich wieder sehr ansehnliche Gewinnsteigerungen.
Aktuell gelten Qualitätsaktien als „One Decision Stocks“, die man kauft und dann nie wieder verkauft. Dies galt seinerzeit auch für die „Nifty Fifty“-Aktien. Mit steigender Inflation wird es wahrscheinlich zu einer ähnlichen Reallokation wie in den 70er Jahren kommen. Anders ausgedrückt: Es besteht gerade für den Teil des Marktes, der am höchsten bewertet ist, auf längere Sicht das Risiko, dass die höhere Inflation und die politische Instabilität zu einer sinkenden Wachstumsprämie führt.
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