SALytic Invest zur Rettung der Credit Suisse

Globale Finanzkrise 2.0 zunächst abgewendet – Fragen bleiben

Die am vergangenen Wochenende verhandelte und beschlossene Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist zunächst einmal natürlich positiv für das europäische und globale Bankensystem zu bewerten. Zum einen hätte ein unkontrollierter Ausfall der Credit Suisse als eine der 30 weltweit größten und damit als systemrelevant eingestuften Banken für dramatische Schockwellen im globalen Finanzsystem geführt. Zudem zeigte die konzertierte, umfassende und schnelle Lösung durch den Schweizer Staat, die Schweizer Nationalbank sowie die beteiligten Banken, dass eine Eskalation der Bankenkrise à la Lehman Brothers 2008 unbedingt vermieden werden sollte. Allerdings sind noch einige zentrale Fragen des Zusammenschlusses unbeantwortet, was eine finale Einschätzung der Übernahme derzeit noch sehr schwierig macht. Es stellt sich vor allem die Frage, in welchen Händen sich die ca. 16 Mrd. CHF an AT1-Anleihen der Credit Suisse befinden, die durch den hoheitlich beschlossenen Ausfall, dessen rechtliche Grundlage u.E. problematisch ist, nun wertlos sind. Diese Tatsache wird die Finanzierung des Bankensektors allgemein und insbesondere das Vehikel der AT1-Anleihen deutlich verteuern. Auch hat man den Eindruck, dass die UBS der Übernahme nicht ganz freiwillig zugestimmt hat. Die UBS wird einige Zeit brauchen, um die Credit Suisse zu integrieren sowie deren übernommene, umfangreiche Risikopositionen abzubauen.

Für die Schweiz insgesamt wäre ein unkontrollierter Ausfall der Credit Suisse ebenfalls fatal gewesen. Allerdings entsteht durch die Fusion nun ein im Vergleich zur Größe des Landes nochmals gewichtigerer Riese. Zudem reduziert sich das Wettbewerbsumfeld auf dem Schweizer Bankenmarkt, welcher zwar mit einer Vielzahl von eher regional tätigen Instituten ausgestattet ist, mit der Credit Suisse nun jedoch eine gewichtige Adresse etwa für international agierende Schweizer Unternehmen verliert.

Droht uns trotz der Rettung der Credit Suisse eine zweite globale Finanzkrise? Wir halten dieses Szenario zwar nicht für ausgeschlossen, jedoch für recht unwahrscheinlich. Im Gegensatz zu 2008 sind insbesondere die europäischen, jedoch auch die großen angelsächsischen Banken, deutlich besser kapitalisiert, weniger riskant und von den jeweiligen Aufsichtsbehörden strenger reguliert. Ein weiterer gewichtiger Unterschied zur Situation vor fünfzehn Jahren besteht zudem in der Qualität der in den Bankbilanzen liegenden Wertpapiere. Damals saßen die US-amerikanischen Banken auf insgesamt über 800 Mrd. US-Dollar an – zum großen Teil verbrieften – Immobilienkrediten, welche durch den vorangegangenen, starken Verfall der US-Häuserpreise praktisch wertlos geworden waren. Die aktuelle Problematik besteht dagegen vor allem darin, dass die großen Bestände der Banken an risikolosen Staatsanleihen durch den rapiden Zinsanstieg Buchwertverluste erleiden mussten. Da diese Staatsanleihen jedoch bei Fälligkeit zum Nominalwert zurückgezahlt werden, besteht hier kein Ausfallrisiko, sondern lediglich eine temporäre Belastung der Eigenkapitalausstattung der Banken. Es wird jedoch aus unserer Sicht noch weitere entschlossene und abgestimmte Aktionen seitens der Notenbanken, Regulierungsbehörden und der Banken selbst erfordern, um das Vertrauen der Finanzmarktteilnehmer und der Kunden in das globale Bankensystem nachhaltig wiederherzustellen.

Der Beitrag ist erschienen auf Citiywire.de am 21.03.2023 (Registrierung erforderlich).