China – Rivale oder Partner von Europa?

SALytic Themenabend mit den drei ausgewiesenen China-Experten Jörg Wuttke, Prof. Dr. Klaus Mühlhahn und Tim Wenniges

Chinas Wirtschaftsboom geht in moderates Wachstum bei steigender Verschuldung über
Die Volksrepublik bleibt auch mit einem schwächeren Wachstum ein wichtiger Handelspartner, wenn auch die politische Einflussnahme der größte Bremsklotz sein wird. Ein Abbau der politischen Vorgaben und des gegenseitigen Misstrauens der Handelsblöcke USA/Europa/China ist Voraussetzung für eine dynamischere Entwicklung. Der Schuldenstand Chinas im Verhältnis zum BIP wird nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts von 83% in diesem Jahr auf über 104% im Jahr 2028 – bei gleichzeitiger Steigerung des BIP von $17,7 Bill. auf $23,6 Bill. – anwachsen. Sollte sich das Wirtschaftswachstum unter 6% p.a. bewegen, verschlechtert sich das Verhältnis darüber hinaus. Indien wird diese Lücke kaum füllen können, da das BIP Indiens nicht einmal 1/5 der Wirtschaftsleistung Chinas ausmacht. Am weltweiten Konsum hält China 14%, Indien 4%. Selbst bei stark differenten Wachstumszahlen wächst das nominelle Gap in den nächsten 18 Jahren weiter an.

China ist abhängiger von Europa als umgekehrt
China ist Weltmeister in der Entwicklung und hat 60 Prozent der weltweiten Fabrikkapazitäten, allerdings lediglich 17 Prozent des Verbrauchs. Nur der Export wird die seit 2012 sinkenden Beschäftigtenzahlen in China stabilisieren. Die Binnenkonjunktur ist, zusätzlich zu den politischen Auflagen, durch eine schwache Konsumneigung (Verunsicherung über die Zukunft = hohe Sparquote) und einen Bestand von rund 80 Mio. leerstehenden Neubauwohnungen gelähmt. Ein Abbruch der wirtschaftlichen Beziehungen wäre für beide Seiten desaströs. Die Volksrepublik ist wirtschaftlich angeschlagen. Die Stimulationsmaßnahmen der Vergangenheit durch Bautätigkeit und Investitionen in die Infrastruktur haben die Immobilienkrise mit verursacht. Umso spannender ist es, wie sich die Chinesen gegenüber Ursula von der Leyen bei ihrem anstehenden Besuch in Peking verhalten werden. Frau von der Leyen sollte zu Investitionen in den Absatzmarkt Europa auffordern.

Europa kann Chinas Überkapazitäten nutzen: China produziert die Technologie für den Klimawandel in Europa
Statt Investitionen zu beschränken oder Negativlisten zu erstellen, sollte Europa versuchen davon zu profitieren. Überkapazitäten beispielsweise bei Solarpanels und Windrädern führen zu extrem günstigen Konditionen. Zitat Jörg Wuttke: „Warum also Solarpanels in Europa selbst herstellen, wenn die Chinesen sie uns hinterherwerfen?“ Zumal der Staat die heimische Produktion von Solarzellen fördern müsste, anstatt diese Gelder in neue Industriezweige wie künstliche Intelligenz oder Biotechnologie fließen zu lassen. Auf der anderen Seite sollte eine unkontrollierte Einfuhr mit Verweis auf die chinesische Praxis für Importe begrenzt werden.