Blindflug am US-Arbeitsmarkt

Die Kapitalmärkte betrachten die US-Arbeitsmarktdaten normalerweise völlig zu Recht als eine sehr gute Indikation für die amerikanische Konjunktur. Sie sind die ersten harten Daten, die für den jeweils abgelaufenen Monat veröffentlicht werden, und aus ihnen lassen sich im Normalfall viele weitere Kennzahlen zur amerikanischen Konjunktur ableiten.

Die in der letzten Woche veröffentlichten aktuellen Zahlen zur US-Beschäftigung fielen deutlich schwächer aus als erwartet. Was der zweite Blick zusätzlich offenbart: Die Arbeitsmarktdaten sind viel fragwürdiger als in der Vergangenheit. Seit Jahresbeginn wurden vor der Saisonbereinigung 176.000 Stellen geschaffen. Zugleich errechnen sich aus der „Net Birth Statistik“ seit Jahresanfang 908.000 Stellen, die bei neuen Unternehmen entstanden sein sollen, die jedoch noch nicht statistisch erfasst wurden. Der Anteil der Stellen, die auf einer Approximation beruhen, liegt mittlerweile für die letzten 12 Monate bei 52%. Betrachtet man die Einschätzung der Geschäftslage kleiner Unternehmen, wie sie von der National Federation of Independent Business (NFIB) erhoben werden, scheint es sehr unwahrscheinlich, dass die kleinen Unternehmen jüngst so viele neue Stellen geschaffen haben. Hinzu kommt, dass immer weniger Unternehmen die Beschäftigungszahlen dem Bureau of Labor Statistics überhaupt melden.

Unserer Ansicht nach ist die Unsicherheit über die aktuelle Verfassung der US-Konjunktur viel größer als es den meisten bewusst ist. Wir könnten uns sehr gut vorstellen, dass sich in den nächsten Monaten ein ganz anderes und möglicherweise deutlich schwächeres Konjunkturbild für die USA ergibt.

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