Fed-Sitzung liefert eine markante Wende in der Geldpolitik

Ein Kommentar von Matthias Jörss, Chefvolkswirt bei SALytic Invest     

„Auf den ersten Blick lieferte die Fed gestern Abend genau das, was sowohl wir als auch die meisten anderen Anleger zuletzt erwartet haben. Sie indizierte für Anfang März das Auslaufen der Anleihekäufe sowie eine Anhebung der Zinsen auf der Sitzung Mitte März, da das angestrebte Ziel der Vollbeschäftigung erreicht und die Inflation zu hoch ist. Auf der Pressekonferenz wurde jedoch wiederholt betont, dass die Inflation weit über das Ziel hinausgeschossen ist und die aktuelle Beschäftigungsquote längerfristig als die maximal mögliche angesehen wird. Zudem stellte die Fed klar, dass sie zwar auf die monetären Bedingungen in der Ökonomie achtet, ihr Fokus jedoch nicht ausschließlich auf den Aktienmärkten liegt. Sie betonte, dass der Leitzins das zentrale Instrument zur Anpassung des geldpolitischen Expansionsgrades ist. Daher sollten die Kapitalmärkte nicht mit weniger Zinsschritten rechnen, nur weil gleichzeitig ein Abbau der Notenbankbilanz vorgenommen wird. Außerdem wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass dieses Mal eine stärkere Reaktion erfolgen muss als im letzten Zinszyklus, welcher 2015 begann. Einen klaren Pfad für die weitere Zinspolitik zeigte die Fed nicht auf. Sie wird ihre Entscheidungen allein von der jeweiligen Datenlage abhängig machen. Dies bedeutet, dass eine Zinsänderung auf jeder Notenbanksitzung erfolgen kann.

Beruhigend für die Märkte ist zunächst, dass es trotz der zuletzt sehr hohen Inflationsdaten nicht zu einem früheren Auslaufen der Anleihekäufe kommt. Zudem gab die US-Notenbank keine Indikation für einen Zinsschritt um 50 Basispunkte statt der vom Markt erwarteten 25 Basispunkte im März. Die Fed bekämpft die Inflation dieses Mal jedoch sehr spät. Ändern sich die Angebotsbedingungen nicht markant, muss sie daher das Wirtschaftswachstum deutlich reduzieren, damit die Inflation nach dem starken Anstieg wieder ausreichend sinkt. Ein paar schwächere Konjunkturindikatoren für das laufende Quartal reichen dafür nicht aus.

Zudem ist die Planbarkeit der Geldpolitik nicht mehr wie bisher gegeben. Wir sehen diese Punkte für die Renten- und Aktienmärke im weiteren Jahresverlauf als deutliche Belastung, vor allem da die geldpolitische Wende von einem „quantitative easing“ zu einem „quantitative tightening“ sehr ausgeprägt ist. Die Kapitalmärkte kannten eine so schnelle Umkehr bisher nicht. Die meisten Marktteilnehmer haben in den letzten vierzig Jahren zudem nur den Rückenwind tendenziell fallender Kapitalmarktzinsen erlebt. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend ausgelaufen ist und es zu einer langsamen, aber dauerhaften Gegenbewegung kommt. Kurzfristig helfen den Aktienmärkten noch die positiven Unternehmensberichte, längerfristig stellt die weniger expansive Geldpolitik jedoch eine erhebliche Belastung für die Bewertung aller Assets dar.“

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Jahresbericht 2021 und Perspektiven 2022

Deutliche SALytic-Übergewichtung von Aktien wurde in 2021 mit ansehnlichem Vermögenszuwachs belohnt     

Ausblick 2022: Inflation steigt strukturell – Moderat positive Performance bei Aktien

Im Zuge einer raschen Impfkampagne, weiteren staatlichen Hilfsprogrammen, aufgestauten Konsum- und Reisewünschen sowie einer unverändert expansiven Geldpolitik ist die Weltwirtschaft in 2021 sehr dynamisch gewachsen. Dies war der ideale Nährboden für steigende Aktienkurse insbesondere in den USA und Europa sowie eine leicht positive Kursentwicklung bei risikobehafteten Anleihesegmenten.

Das Wachstum der Weltwirtschaft wird sich in 2022 – nach einer kleinen coronabedingten (Omikron) Delle um die Jahreswende – in dynamischer Form fortsetzen. Dabei gehen wir davon aus, dass die aktuelle Booster-Impfkampagne sowie die Verabreichung eines modifizierten Impfstoffes ab Frühjahr die aktuelle Corona-Welle beherrschbar machen. Triebfeder der fortgesetzten Konjunkturerholung werden wiederum die USA und Europa sein, die weiter von relativ niedrigen Zinsen, einer expansiven Fiskalpolitik sowie einer dynamischen Konsumerholung profitieren. In China dürften sich – nach Abflauen der einschneidenden belastenden Staatseingriffe in 2021 – im Jahresverlauf wieder die Wachstumskräfte durchsetzen.

Bei der Inflation liegt der zyklische Höhepunkt der Monatswerte zu Jahresbeginn bereits hinter uns. Die durch die Konjunkturdynamik und Covid-Einschränkungen befeuerten massiven Disruptionen an den Güter- und Energiemärkten, steigende Löhne und die staatliche Decarbonisierungspolitik bedingen jedoch ein mehrjährig strukturell deutlich ansteigendes Inflationsniveau.

Auf der Zinsseite steht uns damit erstmals seit der Finanzkrise 2008 eine weltweite Zeitenwende bevor. Die amerikanische Notenbank Fed wird im Frühjahr beginnen, nach Auslaufen ihrer Anleihekäufe die Geldmarktzinsen in kleinen Schritten sukzessive anzuheben. Dem folgt abgeschwächt und mehrmonatig zeitversetzt auch die EZB.

Dies bedeutet moderat steigende Kapitalmarktzinsen und ein schnelles Abebben der weltweiten Liquiditätswelle, die die Kursgewinne bei Wertpapieren und Immobilien in den letzten Jahren getragen hat.

In diesem Umfeld erwarten wir leicht ansteigende Unternehmensgewinne und insbesondere im ersten Halbjahr weitere moderate Aktienkurssteigerungen, bevor im Jahresverlauf die Volatilität zunimmt.

Den vollständigen Bericht und Perspektiven 2022 finden Sie hier. 

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